Interview mit einer ehemaligen Deutschlandstipendiatin
Seit einigen Monaten ziehen in zahlreichen Ländern Schüler auf die Straße, um für den Klimaschutz zu protestieren. Das Phänomen der Fridays for Future spaltet das Land in Kritiker und Zusprecher. Die ehemalige Deutschlandstipendiatin und Georgafie Studientin an der Universität Göttingen, Luisa Neubauer ist eine der zentralen Figuren der Bewegung in Deutschland. Obwohl Luisa derzeit mit Presseanfragen überhäuft wird, konnten wir sie für ein kurzes Telefonat gewinnen.
Liebe Luisa, du warst zwei Jahre lang vom Deutschlandstipendium gefördert. Was hat dir das Programm ermöglichst?
Das Stipendium ist eine großartige Chance, weil es einem im Endeffekt den Rücken freihält zu einem gewissen Teil, sich für die Dinge einzusetzen, für die man brennt.
Dein Förderer im Studienjahr 2016/2017 war Heino Meerkatt. Hattest du viel Kontakt zu ihm? Was hat dir der Kontakt gebracht?
Wir hatten ein tolles Gespräch bei der Verleihungsfeier. Ich hatte mich sehr gefreut, dass er zu der Verleihung gekommen ist. Danach haben wir nur ein paar Mal gemailt.
Wie bist du zu Klimaschutzpolitik gekommen und seit wann engagierst du dich dafür?
Schon länger. Ich bin seit Schulzeiten klimapolitisch interessiert. Seit dem Geografie-Studium – immer mehr.
Wie kommt es, dass du dich für eine Schülerinnen- und Schülerbewegung engagierst?
Das weiß ich auch nicht so richtig. Das kam irgendwie. Ich habe Klimastreik in Deutschland ausgerufen und die ersten, die kamen, waren Schülerinnen und Schüler.
Glaubst du, dass Schülerinnen und Schüler in dieser Bewegung bereit sind, ihr normales Leben für die Werte und das Anliegen der Bewegung aufzugeben?
Darum geht es ja nicht, oder? Wir gehen auf die Straße, weil wir strukturellen Wandel fordern, weil wir Emissionseinsparungen im Sinne des Paris-Abkommens fordern, die das was Einzelne leisten übersteigen. Es ist gut, wenn Leute privat ihr Leben verändern, aber das reicht nicht. Und deswegen gehen wir auf die Straße.
Verändert die Bewegung das Bewusstsein der jungen Generation?
Das Bewusstsein der jungen Generation ist schon viel da. Das fehlt nur den Menschen, die Entscheidungen treffen.
Wie hat dich die Zeit in Göttingen beeinflusst?
Göttingen ist eine wahnsinnig inspirierende Studentenstadt mit so vielen jungen Menschen, die aus so vielen verschiedenen Disziplinen zusammenkommen. Das prägt natürlich.
Wenn du die Möglichkeit hättest, dich an die Förderinnen und Förderer des Deutschlandstipendiums zu wenden, was würdest du ihnen sagen?
Macht weiter! Danke für die Unterstützung.
Schon im Februar hat uns Heino Meerkatt, ehemaliger Förderer von Luisa, auf ihr Engagement aufmerksam gemacht. Hier ist seine Reaktion auf das Interview seiner ehemaligen Stipendiatin:
„Dankbarkeit für die Förderer ist wichtig. Noch wichtiger ist, dass Stipendiaten wie Luisa die Flexibilität nutzen, sich für etwas zu engagieren. Das macht mich als Stifter sehr stolz (wobei die Auswahl und Zuordnung von Stifter und Stipendiat die Uni Göttingen vornimmt und insofern jeder Stifter hier stolz sein kann). Göttingen war schon immer ein Pflaster, die großen weltbewegenden Themen mit studentischer Leidenschaft kritisch, aber mit intellektueller Substanz konstruktiv anzugehen. Toll, dass Luisa hier die Tradition fortsetzt. Und weil Luisa nicht in diese Rolle reingeboren wurde, ist sie ein Beispiel, dass jeder Stipendiat viel bewegen kann. Auch wenn vielleicht weniger visibel, gibt es bestimmt heute schon viele Initiativen“.