Generationswechsel: Vom Stipendiaten zum Förderer

Canbeyli_1Im Frühjahr 2018 erhielt ich einen Anruf, der ein neues Kapitel in der Geschichte des Deutschlandstipendiums an unserer Universität aufschlug. Mein Gesprächspartner stellte sich als Student und ehemaliger Deutschlandstipendiat vor und bat mich, ihm eine Fördervereinbarung zuzusenden. Die Situation war und ist für uns einzigartig: Ein Student, der schon mitten im Arbeitsleben steckt, möchte sich als Förderer des Deutschlandstipendiums engagieren! Der erste Stipendiat, der zum Förderer wird, heißt Mehmet Canbeyli und arbeitet als interner Berater bei Volkswagen Financial Services. Wir freuen uns, Herrn Canbeyli Ihnen vorzustellen.


Lieber Herr Canbeyli, was haben Sie an der Universität Göttingen studiert?

Ich studiere Psychologie an der Universität Göttingen. 2013 habe ich mit Bachelor angefangen und gleich im Anschluss mit Master mein Studium fortgeführt. Jetzt schreibe ich meine Masterarbeit innerhalb eines Großprojekts über gegenseitige Gruppenwahrnehmungen der deutschen und türkischen Kinder.

 

Sie waren über mehrere Jahre durch das Deutschlandstipendium gefördert und sind seit Oktober 2018 selbst ein Förderer des Stipendiums geworden. Was hat Sie dazu bewegt, das Programm zu unterstützen?

Ich bin wirklich ein Glückspilz im Sinne Studienförderung. Zwei Jahre lang habe ich das Deutschlandstipendium erhalten und weitere zwei Jahre das Niedersachsenstipendium, während ich in Göttingen studiert habe. Davor wurde ich vom DAAD und von der TEV (Türkische Stiftung für Edukation) gefördert, die mir das Masterstudium in BWL in Berlin an der Humboldt Universität ermöglicht hatten. Dadurch landete ich 2009 aus Istanbul in Berlin und lebe seitdem in Deutschland.

EinCM0_0580_klein Sprichwort aus der Türkei lautet: „Man darf seine alten Schuhe nicht vergessen.“ D.h. man soll nicht vergessen, woher wir gekommen sind und wie wir unsere heutigen Errungenschaften erlangt haben. Dafür bin ich jeder Zeit den Förderern dankbar, die mir geholfen haben, meinen Traum – das Psychologiestudium – zu verwirklichen. Außerdem ist ein Hochschulstudium in Deutschland ein großes Privileg, das ich genießen durfte. Deshalb fühlte ich mich der Gesellschaft gegenüber verantwortlich und möchte etwas zurückgeben. Das Deutschlandstipendium ist dafür eine sehr gute Gelegenheit, weil dabei ein Austausch zwischen den Fördernden und den Geförderten stattfindet. Die Studierenden werden sowohl finanziell, als auch durch das Netzwerk der Förderer in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt. Ich wollte diesmal als Förderer dabei sein.

 

Haben Sie Kontakt zu Ihrer Stipendiatin/ zu Ihrem Stipendiaten? Warum ist Ihnen der Austausch wichtig?

Kontakt mit meiner Stipendiatin habe ich leider noch nicht gehabt. Das mag auch daran liegen, dass ich in Braunschweig wohne und viel unterwegs bin. Ich glaube, dass der Austausch auch für Förderer wichtig ist, da wir auch immer was von den Studierenden lernen können, sogar sollen. Sie sind die Zukunft und werden die Schlüsselrollen in der Wirtschaft, der Akademie und der Politik besetzen.

 

Was würden Sie den Stipendiatinnen und Stipendiaten des Deutschlandstipendiums für ihre Zeit in Göttingen raten?

Im Rückblick kann ich sagen, dass ich meine glücklichsten Jahre während meiner Studienzeiten in Istanbul, Berlin und Göttingen hatte. Deswegen rate ich den Göttinger Stipendiaten, dass sie jede Minute ihrer Zeit in Göttingen voll genießen – sowohl durch interessante Vorlesungen, Seminare, Lesungen, Veranstaltungen, als auch beim Sport, Studienreisen, Kunst, Theater, Kino, Treffen mit Freunden und ehrenamtlichen Tätigkeiten.

 

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, sich an alle Alumni der Universität Göttingen zu wenden, würden Sie ihnen empfehlen, das Deutschlandstipendium zu fördern? Und wenn ja, warum?

Auf jeden Fall. Wir kommen selbst aus denselben Reihen und haben in Göttingen studiert. Emotional fühle ich mich mit der Uni als auch mit der Stadt Göttingen sehr verbunden. Die Unterstützung des Deutschlandstipendiums wäre für alle Alumni eine schöne Geste, um ihrer Verbundenheit gegenüber der Uniiversität Ausdruck zu verleihen.

 

Woran denken Sie, wenn Sie an Göttingen denken?

Eine nette, kleine Stadt, in der ich hervorragenden Menschen begegnet bin und kennengelernt habe. Eine tolle Studienzeit, und dazu die A7 und ihre unendlichen Baustellen, und natürlich auch Cron & Lanz mit ihren traumhaften Kuchensorten.